Abstract Corporeal Thought nr. 55
a NOMAD Projects intervention at OK - offenes Kulturhaus OÖ, Linz, AustriaMarch 1 - April 28, 2013Open: Mon-Fri, 4 - 9 p.m. Sat/Sun, 4 - 9 pmDas OK Labor zeigt in Zusammenarbeit mit NOMAD im Rahmen von „Extra Kino“ ortsspezifische Malereien der Künstlerin Renée Magaña. Diese beiden Arbeiten ermöglichen in zwei Liften des OÖ Kulturquartiers auf unterschiedliche Weise körperliche Erfahrungen von Räumlichkeit, Nähe und Ferne. Zur Einführung zu Renée Magaña:Wichtiger Schaffensimpuls für die Künstlerin Renée Magaña (*1970) ist die Faszination am und die Begegnung mit dem Körper. Die gebürtige Kalifornierin arbeitet mit einem männlichen Modell zusammen, dessen fotografische und digital veränderte Abbilder sie verwendet, um malerische Bildlösungen zu finden, die nicht Körperdarstellung sind, aber vielmehr Körperlichkeit in der Malerei erfahrbar machen. Seit sie sich mit Beginn der Serie „Abstract Corporeal Thoughts“ (2011-) von einer figurativen Bildsprache entfernte, charakterisieren sich ihre Bilder – oft auf standardisierten kleinformatigen Malplatten – durch eine reduzierte Farbpallette sowie eine gestischen, fast wilden Pinselduktus. Vor meist schwarzem Bildhintergrund tänzeln vereinzelte, feingliedrige Pinselstriche, die als Skelettstücke ausgemacht werden können, aber sich motivisch nicht vollends erschließen. Bestimmte Körperhaltungen oder flüchtige Berührungen und Momente von dynamischer Bewegung werden nur angedeutet, aber dadurch umso eindringlicher. Das Skelett, nicht mehr bloß Zeichen des Morbiden, erscheint dabei als poetische Figur, welche Körperempfindungen in der Malerei verlebendigt.Ein räumliches Wandgemälde hat Magaña erstmals im Frühjahr 2012 erstellt. Nicht mehr auf eine zweidimensionale Oberfläche beschränkt, wurde so das Bildthema körperlicher Empfindungen direkt auf die Betrachtenden übertragen. Renée Magañas Arbeiten im Offenen Kulturhaus Oberösterreich:Die aktuelle Arbeit im OK ist insofern besonders, da Magaña den Übergang von Malerei in den Raum weiterführt und zusätzlich den Ort des Werkes zu einem integralen Teil werden lässt. So ist „Abstract Corporeal Thought (ACT) No. 55“ in dem Lift, der die Ausstellungsräume und das Kino des Hauses verbindet, angebracht. Aufzüge überwinden Räume, ihre Benützung ist aber immer auch mit einer Ungewissheit verbunden, für einen kurzen Moment ist man meist beengenden Verhältnissen ausgeliefert. Betritt man nun jenen im OK, meint man sich zuerst in totaler Finsternis. Es haben sich aber weiße knöcherne Gebilde und Verkettungen organisch zu einem Arm ausgewachsen: Ein Arm, der sowohl in als auch aus dem Lift reicht. In einem kleinen, freigewischten Feld bricht der Liftraum nämlich in eine schwarze Ferne auf. Eine Raumdimension, welche ein Dahinter, ein Anderes, etwas Unbestimmtes darstellt. Als Betrachtende wird man dabei mit einer plastisch spürbaren Schnittstelle konfrontiert, die einen Übertritt, ein Rüberklettern nahelegt, und einen zugleich zögerlich macht. Geht es wirklich weiter? Kann ich meinen Arm austrecken in dieses Andere, das zugleich zukünftige als auch vergangene Ferne sein kann? „ACT No. 55“ macht den Liftraum zu einer illusionären Bühne, die körperliche Spannung erzeugt und unseren Leib, das eigentliche Raumwahrnehmungsorgan, in eine brüchige Situation bringt. Vielleicht, zusätzlich verstärkt durch das Rattern der Liftbewegung, werden wir fallen. (...)Gabriel Flückiger, Kunsthistoriker, Bernlink zu KUNSTBULLETIN, 04.2013 von Sarah Mertins -> http://www.kunstbulletin.ch/router.cfm?a=130321212239PP2-30